Waldschule – Rucksack statt Büchertasche
GRÄFENSTEINBERG – Rucksack statt Büchertasche, Hacke statt Heft und Stift: Die Klasse 3b der Grundschule Absberg-Haundorf tauscht ihr Klassenzimmer im Gräfensteinberger Schulhaus einen Tag lang gegen den Lernort Natur. Möglich macht das das Projekt „Die Waldschule“ der BayWa Stiftung, Möglich macht das das Projekt „Die Waldschule“ der BayWa Stiftung, an dem sich insgesamt zehn Schulen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen beteiligen.
Ziel der Initiatoren ist es, der zunehmenden Distanz junger Menschen zur Natur etwas entgegenzusetzen. „Wir gehen heute in den Wald“, heißt es – so berichten es die Verantwortlichen der BayWa Stiftung – immer seltener für Kinder. „Mit der ‚Waldschule` wollen wir die Freude an der Natur wecken und das Bewusstsein der Kinder schärfen. So übernehmen sie Verantwortung und lernen, dass es auf jeden einzelnen ankommt, wenn es darum geht, die Natur zu schützen“, sagt Maria Thon, Geschäftsführerin der BayWa Stiftung.
Und das geht natürlich am besten, wenn die Kinder den Wald direkt vor ihrer Haustür erleben und entdecken dürfen. Ihnen zur Seite stellt die BayWa Stiftung einen Waldpädagogen, der den Jungen und Mädchen diesen besonderen Lebensraum spielerisch näherbringt. So wie Herbert Bauernfeind aus Stirn, der mit den Schülern der 3b und ihrer Lehrerin Carina Teubner trotz regnerischem Wetter in einem Waldstück bei Gräfensteinberg verabredet ist.
Im Gepäck hat er nicht nur eine passende „Waldschule“-Mütze für jedes Kind, sondern auch viele Fragen an die jungen Besucher: „Welche Baumarten wachsen hier?“, „Welche Tiere leben im Wald?“ und „Welche Pflanzen kann man essen?“. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Antworten, und die Kinder erfahren, dass der Wald weit mehr ist als ein Ort der Erholung: Er ist Lebensraum für unzählige kleine und große Tiere und Pflanzen, er bietet auch den Menschen Nahrung, liefert ihnen Bau- und Heizmaterial und sorgt ganz nebenbei für gute Luft.
Indem sie selbst in die Rolle eines Försters und eines Waldarbeiters schlüpfen, lernen sie auch, wie wichtig eine nachhaltige Bewirtschaftung ist und dass das Fällen und Nachpflanzen nur als Kreislauf funktioniert. Dabei ist eine Menge Geduld gefragt, schließlich brauchen die Bäume viele Jahre, bis sie es zu einer stattlichen Größe bringen und der Waldbesitzer mit ihnen Geld verdienen kann.
Ganz wichtig ist es der BayWa Stiftung, den Kindern zu zeigen, dass auch sie ihren Teil zum Schutz der Umwelt beitragen können: Deshalb dürfen sie selbst einen Baum pflanzen. Im Angebot hat Herbert Bauernfeind Tanne, Buche und Schwarznuss. Er zeigt den Schülern, wie tief das Loch sein muss und erklärt ihnen außerdem, wie man die jungen Pflanzen am besten vor den Zähnen der Rehe schützt. Mit Feuereifer greifen die Jungen und Mädchen zur Hacke, suchen sich eine passende Stelle und graben los. Ganz schnell sind alle Setzlinge in der Erde, und es ist noch genug Zeit für ein kleines Waldabenteuer: ein eigenes Lager bauen. Die Drittklässler sind kaum zu bremsen, schleppen fleißig Äste und Zweige herbei und sammeln Arme voll weichem Moos, um damit den Boden ihrer teils sehr kreativen Konstruktionen auszupolstern. Im Nu waren der Regen und der kalte Wind vergessen. „Das sollten wir viel öfter machen“, sind sie sich am Ende mit ihrer Lehrerin einig, als sie sich – schmutzig, ein bisschen müde, aber begeistert – wieder auf den Weg in die Schule machen.
Und es ist sicher so einiges, was sie an diesem Abend in ihr Waldtagebuch eintragen können. In dem eigens zum Projekt entwickelten Buch finden sich wertvolle Informationen rund um den Wald und seine Bewohner. Es ist auf eine langfristige Nutzung angelegt und zugleich eine Unterstützung für die Lehrkräfte im Unterricht und die Eltern zu Hause, da die Inhalte mit den Kindern weitergeführt werden können.
„Die Resonanz ist großartig“, freut sich Maria Thon über die positiven Rückmeldungen: „In der Natur leben die Kinder auf und sind begeistert über die Vielfalt der Tiere und Pflanzen! Deshalb freuen wir uns, das Projekt auch in Zukunft an zahlreichen Schulen anzubieten.“
Bisher nehmen 67 Schulen an der „Waldschule“ teil, weitere Bewerbungen nimmt die BayWa Stiftung gerne unter www.baywastiftung.de oder per E-Mail an waldschule@baywa-stiftung.de an. TINA ELLINGER